2-59
Großbritannien.
617.
K a r l 2. I akob 2.
In diesem Anstande der Anarchie ging der Statthalter
von Schottland, der General Monk, mit einem Heere nach
England. Das aufgelösete Parlament ward schon vor sei-
ner Ankunft wieder zusammenberufen; er entließ es aber
(3 Febr. 1660) nach seinem Einzüge in London, und bil-
dete ein neues aus der r o y a li frisch e n Parthei. Karl 2
ward (9 Mai) von demselben zum Könige ausgerufen,
und kehrte (29 Mai) aus den Niederlanden nach England
zurück. Das Episkopat ward erneuert; die republikanischen
Formen wurden aufgelöset, und, der ertheilten Generalam-
nestie ungeachtet, die Anhänger der republikanischen Parthei
gedrückt und verfolgt.
Karl 2 regierte (1660 — 1685) mit Mißtrauen, Schwä-
che und Willkühr, und war der Mann nicht, der mit Um-
sicht und Festigkeit die Zügel der Regierung nach einem Zeit-
räume der Anarchie zu ergreifen vermochte, obgleich das
Streben nach unbeschranker Herrschergewalc auch ihm, wie
allen Stuarten, eigen war. — In seinen politischen Maas-
regeln gab er sich dem Interesse Ludwigs des 14 hin, dem
er auch Dünkirchen (1662) überließ. — Seine Neigung
zum Katholicismus, den er im Stillen beförderte, und sein
fortdauernder Kampf mit dem Parlamente entzog ihm das
Zutrauen der Britten; man duldete aber seine Fehler, da-
mit nur die Anarchie der vorigen Zeiten nicht wiederkehren
möchte.
Der Krieg mit Holland (1664 — 1667) ward un-
glücklich von England geführt. Ruy ter erschien (10 Juny
1667) sogar auf der Themse, und der Friede zu Breda
(31 July 1667) sicherte nicht nur den Niederländern Su-
rinam, sondern milderte auch die Navigationsacte dahin,
daß sie nicht auf die aus Teutschland den Rhein herabkom-
menden Güter ausgedehnt werden, und den Niederländern
frei stehen sollte, bei Seekriegen die Feinde Englands mit
Handels - und Kriegsbedürfnissen zu versorgen.
17*
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Extrahierte Personennamen: Monk Karl Karl Karl_2 Karl Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Schottland England London England Holland England Breda Rhein Niederländern Englands
260
Siebenter Zeitraum.
An der Tripleallianz gegen Frankreich (4668),
wodurch Ludwig 14 zum Frieden von Aachen genöthigt ward,
nahm Karl 2 nur durch die Verhältnisse gezwungene
Antheil; bald darauf schloß er in dem Kriege Ludwigs 14
gegen die Niederländer von 1672 —1674 sich desto enger an
Frankreich an. Geldmangel und die Abneigung des Parla-
ments, den Krieg weiter fortzusetzen, nöthigten ihn aber
(19 Febr. 1674) zum Frieden von W e st m i n st e r.
Seit dieser Zeit, besonders als Monk, der Anfangs
auf die Regierungsgeschafte bedeutenden Einsiuß gehabt hatte,
bereits im Jahre 1669 gestorben war, zeigte sich des Kö-
nigs launenvoller Despotismus immer sichtbarer. Als nun
auch der muthmaßliche K.ronerbe, Ia kob, des Königs Bru-
der, öffentlich zur katholischen Religion übertrat, und sich
zrnn zweitenmale mit einer katholischen modenesischen Prin-
zessin vermahlte; da sicherte das Parlament die religiöse
Freiheit durch die T e si a c t e (1673), und die p e rsö n-
l i ch e Freiheit durch die Habea.s - Corpus - Acte (1679),
nach welcher jedem verhafteten Britten das Recht zusteht,
die Ursache seiner Verhaftung sogleich zu erfahren, und bin-
nen 24 Stunden verhört zu werden, worauf er, wenn es
kein Hauptverbrechen ist, gegen Stellung eines Bürgen frei-
gelassen werden muß.
Schon seit dieser Zeit bildeten sich im Reiche zwei
Hauptpartheien weiter aus, deren Wirksamkeit in der Folge
einflußreich ward: die Parthei der Torys und Whigs. —
Die Torys wünschten die Verstärkung der königlichen Macht
auf Kosten der Verfassung, und standen auf der Seite Karls 2
und seines Nachfolgers Jakobs 2. Die Whigs hingegen
waren die treuen Anhänger der Verfassung des Reiches, die
sich auf die magua diaria gründete. Sie siegten bei der
Thronbesteigung Wilhelms von Oranien.
Karl 2 entließ (/681) eigenmächtig das Parlament, als
dasselbe den Herzog Jakob von Pork, wegen seines Ueber-
tritts zum Katholicismus, von der Thronfolge ausschließen
wollte, und regierte bis zu seinem Tode (5 Febr. 1685),
ohne Parlament.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwigs Monk Karls Jakobs Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Karl Karl Jakob_von_Pork
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Aachen Frankreich Karls
Großbritannien.
201
Ihm folgte sein Bruder Jakob 2 (1685—1688), der,
bei aller seiner persönlichen Schwache, eben so viele eigen-
mächtige Eingriffe in die politische und kirchliche Verfassung
des Reiches, wie sein Bruder, wagte. Durch die Aufhe-
bung der Tcstacte verrieth er seinen Plan, den Katho-
licismus in Großbritannien wieder herzustellen, zu deutlich,
um nicht die gesammren Anhänger des Episkepalssystems
gegen sich aufzubringen.— Doch hoffte man, weil er blos
weibliche Erben hatte, daß nach seinem Tode, bei der
Thronfolge einer seiner beiden Töchter, diese Angelegenheit
wieder ausgeglichen werden möchte, als seine zweite mode-
nesische Gemahlin ihm eilten Sohn (10 Jan. 1688) gebahr.
.Die Abneigung gegen Jakob ging so weit, daß man den
jungen Prinzen (der in der Folge als Prätendent auftrat)
Anfangs nicht als echt anerkennen wollte. Als sich aber
die Echtheit desselben nicht bezweifeln ließ; so riefen die
Whigs den Schwiegersohn des Königs, den Statthalter
der Niederlande, Wilhelm 3, nach England, damit die-
ser, unter dem Schutze eines niederländischen Heeres, den
Protestantismus im Reiche sichern sollte.-— Sogleich nach
Wilhelms Ankunft (6 Nov. 1688) in England, schlos-
sen sich die englischen Truppen an die Niederländer an;
dies bewog den König Jakob 2, dem seines Vaters trau-
riges Schicksal vorschwebte, nach Frankreich (24 Dee.) zu
siüchtcn, worauf die Engländer und Schotten (13 Febr.
1689) ihren Thron für erledigt erklärten, und'
dem Prinzen Wilhelm von O r a n i e n n e b st seine r
Gemahlin M aria die Regierung übertrugen. Nur Ir-
land mußte (1691), wegen der Menge der Katholiken in
diesem Reiche, zur Anerkennung der neuen Regierung ge-
zwungen werden.
518.
Wilhelm 3. 2t n n a.
Bei dieser Thronbesteigung Wilhelms ward die alte
englische Verfassung wieder hergestellt; auch blieb der Ein-
fluß der Whigs überwiegend bis gegen das Ende der Re-
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Extrahierte Personennamen: Jakob Jakob Wilhelm Wilhelms Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Großbritannien Niederlande Wilhelm England Wilhelms England Frankreich
262
Siebenter Zeitraum.
gierung der Königin Anna; doch verloren die Niederlande
bei dieser Verbindung mit England unter Einem Regenten.
Wilhelm hatte zwar nicht die Liebe der Nation, weil
sein Charakter heftig, und sein Betragen nicht selten will-
knhrlich war; er regierte aber den Staat mit steter Rück-
sicht auf dessen politisches Interesse, nur daß er die Land-
macht mehr als die Marine beförderte. — Unter seiner
Regierung ward die Londoner Bank (1695) errichtet;
allein unter ihm begann auch die brittische National-
schuld, wodurch die leichtere Ausführung der Absichten
des Königs befördert ward, der nun nicht erst auf die
langsame Entrichtung der ausgeschriebenen Steuern warten
durfte.
Wilhelm nahm 0690) an dem Kriege gegen
Frankreich Antheil, und behauptete nach der See-
schlacht bei la Hogue (1692), welche Rüssel gewann,
das Uebergcwicht zur See. Doch ward er von Frankreich
durch die Anerkennung des geflüchteten Jakobs 2 beunruhigt,
bis Ludwig diesen Stuart im Frieden zu Ryßwick
(1697) aufgab, und den Oranier als rechtmäßigen König
von Großbritannien anerkannte.
Als aber dieser sich in die nähern Bestimmungen der
spanischen Erbfolge einmischte, und die Theilung
der spanischen Monarchie, auf den Fall des Erlöschens des
habsburgischen Hauses in Spanien (1700) beabsichtigte,
Ludwig 14 aber seinem Enkel die ganze spanische Erbschaft,
in Angemessenheit zu dem Testamente Karls 2, antreten
ließ; da rüstete sich Wilhelm, der mit Oestreich verbündet
war, zum Kriege. Dieser spanische Erbfolgckrieg ward
nach seinem Tode (8 Marz 1702), von seiner Nachfolgerin
und Schwägerin, Anna (1702 —1713), eröffnet, und
durch Ma>lbourough in den Niederlanden und in Teutsch-
land mit Nachdruck geführt.
Unter Annens Regierung, auf welche der Herzog
von Marlbourough und seine politische Parthei, die Whigs,
bis ins Jahr 1709 den entschiedensten Einfluß hatten, wur-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karls Wilhelm Oestreich Anna_(
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande England Frankreich Spanien Karls Niederlanden Marlbourough
Großbritannien.
263
den England und Schottland 1707 zu Einem Parlamente
(zu Einer Nationalrepräsentation) vereiniget. Ihr Gemahl,
der Prinz Georg von Dänemark, mit dem sie 19 Kinder
erzeugt hatte, von welchen aber keines am Leben blieb,
starb 1708. — So glücklich auch für England der Krieg
auf dem festen Lande und zur See gegen Frankreich geführt
ward; so bewirkte doch die große Veränderung im Ministe-
rium (1709), durch welche Bolingbroke und die Par-
ther der Torys an die Spitze der Geschäfte kam, die Ent-
lassung dcs mächtigen Marlbourough (31 Dec. 1711) und
den Sturz seiner Anhänger.
Schon der Tod des Kaisers Joseph 1 hatte das Kriegs-
interesse Englands verändert, weil es die Absicht der brit-
tifchcn Regierung nicht seyn konnte, den Erben von Oest-
reich, Karl 6, durch die Verbindung der ganzen spanischen
Monarchie mit Oestreich, das Gleichgewicht der europäischen
Staatskräfte erschüttern zu lassen. Es wurden also durch
den gefangenen Tallard Unterhandlungen zwischen England
und Frankreich angeknüpft, und auf diese Präliminarien
(8 Oct. 1711), nach welchen die Trennung der englischen
Truppen von den Oestreichern erfolgte, der Friede zu
Utrecht (1713) mit Frankreich abgeschlossen, in welchem
England Gibraltar und Minorca von Spanien, und
von Frankreich N c u fo u n d l a nd, N c usch o t t lan d nach
den alten Grenzen, und die Schleifung des Hafens von
Dünkirchen erhielt. Zugleich gewann es in dem soge-
nannten Assienrotractale von Spanien das Recht der
ausschließenden Lieferung der Neger für das spanische West-
indien, und bedeutende Haudelsvortheile in den spanischen
Kolonicen.
519.
G k o r g 1.
Nach Annens Tode (12 Aug. 1714) folgte auf dem
englischen Throne das Haus Hannover mit dem Chur-
fürsten Georg Ludwig; als König von Großbritannien
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Dänemark Joseph Karl_6, Karl Georg_Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland England Frankreich Englands England Frankreich Frankreich Spanien Frankreich Spanien Haus_Hannover
264
Siebenter Zeitraum.
Georg i (1714 — 1727). — Es war wohlthätig für das
Reich, daß mit der, von Wilhelm Z geleiteten, gesetzmäßigen
Bestimmung der protestantischen Thronfolge (12 Inn.
1701), sowohl der Prätendent, der Stiefbruder der Anna,
als auch die Herzogin von Savoyen, die Enkelin Karls 1,
von der Regierung ansgeschlossen, und in Georg 1 ein
thätiger und geistvoller Fürst auf den englischen Thron er-
hoben ward. Georg war der Sohn der verwittwetcn
Churfürstin von Braunschweig, Sophia, einer Enkelin Ja-
kobs 1 von seiner Tochter Elisabeth ans ihrer Ehe mit dem
im dreißigjährigen Kriege geachteten Friedrich 5 von der
Pfalz. Sophia starb nur wenige Wochen vor der Königin
Anna, wodurch der Churfürst Georg, unterstützt von den
Whigs, zur Regierung gelangte (1714 —1727). Er und
sein weiser Minister Walpole gaben dem Staate im In-
nern eine höhere Haltung und Festigkeit der Verfassung,
und nach außen einen Einstuß auf die Staatsangelegen-
heiten des europäischen Festlandes, wie ihn Großbritannien
bis dahin noch nicht behauptet hatte; doch war ihm die
Nation, als einem Ausländer, abgeneigt.
Den Prätendenten, mit welchem die Katholiken zu-
sammenhielten, und der mehrmals auf den brittifchen In-
seln zu landen versuchte, schlug Georg 1 zurück, und
sicherte dadurch die Ruhe im Innern. Sogleich nach seiner
Thronbesteigung bewirkte er (1714) den Abschluß des Frie-
dens zu Baden zwischen Teutschland und Frankreich, die
Erfüllung des im Utrechter Frieden zur Sicherstellung Hol-
lands bestimmten Ba rierevertrags, welchem sich der Kaiser
gegen die Niederländer entziehen wollte, und später, durch
die Quadrupleallianz, die Vereitelung der Plane des unter-
nehmenden spanischen Ministers Alberoni auf die östreichi-
schen Besitzungen in Italien. In der Folge (1725) hinderte
er auch die für das Interesse der Belgier berechnete Absicht
des Kaisers, in Ostende eine ost- und westindische Handels-
gesellschaft zu errichten, welche dem Handel der Britten
nachtheilig hätte werden können. Georgs weise Unter-
handlungen, unterstützt von kräftigen Bündnissen und
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Extrahierte Personennamen: Georg_i Wilhelm Karls Georg Georg Sophia Elisabeth Friedrich Friedrich Anna Georg Georg
Extrahierte Ortsnamen: Karls Braunschweig Pfalz Frankreich Italien Georgs
Großbritannien.
265
einer mächtigen Flotte, erhielten, seit Beendigung des spa-
nischen Erbfolgekrieges, den Frieden in Europa, so nahe
auch mehrmals der Ausbruch eines Krieges war. Nur vor-
übergehende kriegerische Versuche, wie der Angriff der Spa-
nier auf die östreichischen Besitzungen in Italien, geschahen
in dieser Zeit, welche Georgs umsichtsvolle Politik bald
zu vereiteln und dadurch das Gleichgewicht der europäischen
Staatskrafte aufrecht zu erhalten wußte.
520.
Georg 2.
In diesem weisen Friedenssysteme erhielt sich England
auch unter Georg 2 (1727 —1760) bis zum Jahre 1739,
so lange Walpole an der Spitze der Geschäfte blieb.
Besonders hoben sich die Kolonieen und der Handelsverkehr;
denn der Handel der Niederländer sank, und der rechtmäßige,
so wie der Schleichhandel ins spanische Amerika brachte den
Britten große Vortheile. Darüber brach aber im Jähre
1739 ein Seekrieg zwischen England und Spa-
nien aus, in welchem sich 1744 Frankreich an Spa-
nien anschloß. Doch schlugen die Britten die vereinigte
von Toulon ausgelaufene französisch-spanische Flotte, und
die französische Marine sank immer tiefer bis zum Frie-
den von Aachen (1748), in welchem die Schleifung
Dünkirchens und die Entfernung des Prätendenten Karl
Eduard von Seiten Frankreichs zugesichert ward.
Gleichzeitig mit diesem Seekriege hatte Georg 2, als Bun-
desgenosse der Maria Theresia, thätigen Antheil (1741 ff.)
an dem ö stre i chisch en Eröfolgekriege genommen *).
Als aber der Prätendent Karl Eduard in Schottland lan-
dete, und, nach der Einnahme von Edinburg, selbst tief in
England vordrang, mußte Georg 2 den Herzog von Cum-
berland, der in den Niederlanden gegen die Franzosen stand.
0 §- 452.
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Extrahierte Personennamen: Georg Karl
Eduard_von_Seiten_Frankreichs Karl Eduard Georg Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Eduard Karl Eduard Georg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Georgs England Amerika England Frankreich Toulon Aachen Schottland Edinburg England Niederlanden
266
(Siebenter Zeitraum.
nach England rufen, von welchem der Prätendent (26 Apr.
1746) bei Culloden besiegt ward. Zum Glücke für
Georg 1 und Georg 2 fehlte es den beiden Prätendenten
und ihrem Anhange jedesmal bei ihrem Erscheinen in Eng-
land an einem Manne, der das Interesse der Gegenpartei
des Hauses Hannover mit Umsicht zu leiten verstand.
Kurz nach dem Frieden von Aachen entstanden zwischen
England und Frankreich neue Streitigkeiten über die Gren-
zen von Acadicn in Nordamerika, hauptsächlich seit die
Britten Halifax auf Neuschottland anlegten und eine
Ohiogesellschaft stifteten. Dies konnte Frankreich wegen
seiner Besitzungen in Nordamerika nicht gleichgültig seyn.
Der Seekrieg zwischen beiden Mächten begann daher im
Jahre 1755, und ward bis zum Jahre 1761 ohne Bundes-
genossen geführt, bis im Jahre 4762 Spanien an Frank-
reich, und Portugal sich an England anschloß. Pitt der
ältere begeisterte in diesem Kriege den Geist der Nation für
den Seedienst, so daß nicht blos Boscawen (17 Aug.
1759) die französische Flotte unter de la Clue bei Lagos
an der algarbischen Küste, und Hawke (20 Nov. 1759)
die Flotte unter Consians an der Küste von Bretagne schlug,
so wie Minorca, Guadeloupe, Dominique und Quebek
(1756 —1761) von den Britten erobert wurden; es kamen
auch, durch Clive's Siege gegen die kleinen Fürsten
(Nabobs) in Ostindien, welche sich von dem Hofe von
Delhi unabhängig gemacht hatten, seit 1756, Bengalen,
Bahar und Orira mit 12 —15 Millionen Einwohnern
in die Hände der englisch - ostindischen Compagnie, worauf
selbst der Großmogol (1765) auf Pension gesetzt ward.
Minder Vortheilhaft war für England der gleichzeitige
Antheil an dem siebenjährigen Kriege in Teutsch-
land und Georgs 2 B ü n d n i ß m i t P r e u ß e n, als (1756)
Friedrich 2 die Beschützung Hannovers gegen einen franzö-
sischen Angriff dem Könige Georg 2 versprach. Doch hörte
nach Georgs 2 Tode (25 Oct. 1760), und nach der Thron-
besteigung seines Enkels Georg 3 die Zahlung der Hülfs-
gelder an Preußen auf, indem der neue Minister Bute den
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Extrahierte Personennamen: Georg Georg Lagos Hawke Minorca Dominique Delhi Friedrich Friedrich Georg
Extrahierte Ortsnamen: England Eng- Hannover Aachen England Frankreich Nordamerika Frankreich Nordamerika Spanien Frank- Portugal England Bretagne Guadeloupe Ostindien Bengalen England Georgs Hannovers Georgs Hülfs-
Großbritannien.
267
Vortheil, welchen England aus seinem Antheile an dem Land-
kriege ziehen konnte, mit Recht nicht zu hoch berechnete.
621.
Georg 3.
Desto thätiger ward der Seekrieg fortgeführt, besonders
als Spanien durch den zwischen den bönrbonischen Hausern
abgeschlossenen Familienvertrag in den Kampf verwickelt
ward (1762). Pococke eroberte (11 Aug.) Havannah auf
Cuba, und machte dabei nicht nur eine unermeßliche Beute
an Schissen, Gold und Silber, sondern eröffnete auch alle
spanisch-westindische Inseln und den Meerbusen von Meriko.
Rodney und Monkton eroberten noch im Jahre 1762 Mar-
tinique, Grenada, S. Lucie und S. Viiicent. — Dennoch
ward der Friede zu Versailles (20 Fcbr. 1763) von
England nicht mit der Umsicht geschlossen, welche man auf
solche Siege erwarten konnte. Statt die eroberten Antillen
zu behalten, gab England Cuba an Spanien, Guadeloupe
Martinique und S. Lucie an Frankreich zurück, und behielt
zwar Dominique, Grenada, Tabago und St. Vincent, ge-
wann aber, gegen jene Zurückgabe, blos Canada bis an
den Mississippi und die afrikanische Kolonie Senegal von
Frankreich, und Florida bis an den Mississippi von
Spanien. — So groß auch die nordamerikanischen Erd-
striche waren, welche England damals erhielt; so ward doch
in jenen Gegenden der folgende Kolonialkrieg entzündet, der
zuletzt die Britten nöthigte, den schönsten Theil ihres Nord-
amerika's als einen eignen Freistaat anzuerkennen. — Seit
dem Frieden von Versailles (1763), der hauptsächlich dem
Handel nach Ostindien eine unermeßliche Ausdehnung ver-
schaffte, stieg der Reichthum Englands immer höher; mit
demselben vermehrte sich aber auch die kaufmännische Selbst-
sucht, die Bestechbarkeit bei den Parlamentswahlen, der
Lurus, und die Herrschaft einer Kaufmannsgilde an den
Ufern des Ganges.
Schon seit 1764 entspannen sich weitaussehende Strei-
tigkeiten zwischen dem Mutterstaate England und den a m e-
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Extrahierte Ortsnamen: England Cuba Grenada Versailles England Spanien Guadeloupe
Martinique Frankreich Grenada Mississippi Frankreich Florida Spanien England Versailles Ostindien Englands England
268
Siebenter Zeitraum.
rikanischen Kolonieen *), hauptsächlich über das
Recht, die Kolonieen mit Abgaben zu belegen; Streitigkei-
ten, die im Jahre 1775 in einen förmlichen Krieg aus-
brachen. Vom Jahre 1775 — 1778 kämpften die Kolonieen
ohne Bundesgenossen gegen England; im Jahre 1778 (27
Jun.) trat Frankreich, und 1779 Spanien auf U)re
Seite. An Holland erklärte England selbst 1780 den
Krieg, nachdem es der von der Kaiserin Katharina 2 be-
gründeten bewaffneten nordischen Neutralität beizutreten ge-
neigt war. Zu gleicher Zeit stritten die Britten mit Hyder
Aly, dem Regenten von Mysore in Ostindien. —
/ "> ' ' - ' ' f;
Der mächtige Minister North verließ im Jahre 1782
das brittische Ministerium; S h e lb ur n e und Ro cki n g ha m
kamen an seine Stelle. Sie schlossen den Frieden mit den
Kolonieen und mit Frankreich und Spanien. Der Friede
zu Paris (3 Sept. 1783) sicherte die Freiheit und Un-
abhängigkeit der (damals 13) n o r d a m e r i k a n i sch e n
Provinzen; England gab T a b a g o und die K o lo n i e e n
a m Senegal an Frankreich, M i n o r c a und Florida
an Spanien zurück. Frankreich erhielt das Recht, den Ha-
sen von Dünkirchen wieder befestigen zu dürfen. Beim Ab-
schlüsse dieses Friedens war die englische Nationalschuld schon
bis auf 240 Millionen Pfd. Sterling angewachsen. Der
Verlust der amerikanischen Provinzen war aber für England
nicht so nachtheilig, als es die Politik seiner Feinde berech-
net hatte, weil ihm die Vortheile des Handels mit diesem
neuen Staate blieben, ohne daß ihm die Verwaltung des
entfernten Landes einen Kostenaufwand verursachte. — Mit
Holland ward ebenfalls der Friede (1784) unterzeichnet,
worin dasselbe Negapatnam an England abtreten mußte.
Dennoch ward dieser Friede die Veranlassung, daß Shet-
burne das Ministerium verließ, worauf North wieder auf
kurze Zeit, am 23 Dec. 1783 aber Pitt der jüngere die
Verwaltung des Staates erhielt.
*) Sie werden, nebst dem darüber entstandenen Kriege, in der be-
sondern Geschichte des nordamerikanischen Freistaates dargestellt.
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Extrahierte Personennamen: Katharina Hyder
Aly
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Spanien Holland England Ostindien Frankreich Spanien Paris England Senegal Frankreich Florida Spanien Frankreich England Holland England